KRÄUTERTOUR  DRUHR

Japanischer Stauden-Knöterich 


 

So erntet man: Optimal nach einem Regen, beim Pflücken muss es "knacken", die Stängel müssen komplett abbrechen, nur dann sind sie saftig und faserfrei. In der Regel nur zwischen März und Mai!


Dann in kleine Ringlein schneiden, das erspart das Abschälen. So sehen die fertigen Ringlein zum verarbeiten aus: (Die Knoten rausschneiden, die werden nicht so weich.)

  

 Knöterich-Kompott, Ringlein mit etwas Wasser und Zucker 7 Min. kochen, fertig, wie Rhabarberkompott. Hat aber viel weniger Oxalsäure!

 

 

Oder roh essen, äußerstes Häutchen abschälen, in Zucker tauchen, Säure genießen

 

Rezepte: Knöterich darf in die Pfanne (mit Zwiebeln wie ein chinesisches Gemüse), die Stangen können halbiert werden und mit Frischkäse gefüllt in den Backofen, sie dürfen in den Smoothie und in den Obstsalat. Und schmecken sogar auf Pizza! 

 

 

Japanischer Staudenknöterich: Die ausführliche Story ...

Für den einen ist es der „Architektentrost“, da er in kürzester Zeit unschöne Mauern oder Bausünden verdeckt (allerdings nur von Mai bis Oktober :-)), für den anderen ein Schönling mit seinen herzförmigen Blättern. 

 

Die Dritten, nämlich Bienen, Imker und Honigfreunde, lieben seinen Nektar. Für die Vierten ist es eine verhasste Pflanze, die einfach alles zuwuchert. Und für Chinesen, Japaner und Kundige der Traditionellen Chinesischen Medizin ist es eine der heilkräftigsten Pflanzen der Welt!

Um es gleich vorweg zu sagen: ICH liebe den japanischen Knöterich! Das ist nicht immer ungefährlich … Vielen ist dieser „Bodendecker“ mit seinen meterlangen im Boden vorpreschenden Rhizomen verhasst In kurzer Zeit durchwühlen sie große Gartenbereiche, verdrängen die einheimische und angebaute Flora und lassen kaum einem anderen Gewächs mehr eine Chance. Und nun? Tun Sie eine gute Tat! Ernten und essen Sie das Zeug doch einfach! 

Ich möchte Sie an meiner Begeisterung teilhaben lassen, aber ich rate Ihnen dennoch, sich NIEMALS das Schätzchen in den eigenen Garten zu holen. Höchstens in einen komplett dichten Container!

Diese Pflanze ist schon ein besonderes Schätzchen: Sie verbindet asiatische Schnellwüchsigkeit mit blütenheller Reinheit, welch faszinierende Mischung! Bei meinen Pflanzenwanderungen schenkt er mir immer für die Kinder (und die Erwachsenen) die frischen lustigen „Öko-Vuvuzela“. Dazu schneidet man mit der Rosenschere ein Stück seines Stängels ab, wobei an einer Seite ein Knoten dran bleiben muss und bläst – wie auf einer Querflöte oder Bierflasche – von der Seite darüber. Ein klarer voller Ton entsteht. Diese selbst gebaute Flöte eignet sich unbedingt als Tröte zur Fußball-WM! Und ist viel leiser, angenehmer und umweltfreundlicher als Trillerpfeifen …. 

Abb. Knöterich-Knoten – „Nomen est eben omen..“

In meinem früheren Leben als MTA habe ich manchmal nachts, wenn nichts zu tun war, mit Reagenzgläsern ein Musikinstrument gebaut: Viele nebeneinander in einem Ständer wurden mit unterschiedlichen Wassermengen gefüllt und dann angeblasen. Die Stimmung des „Instrumentes“ dauerte nicht ganz so lange wie beim Schnitzen der Vuvuzelas, war dafür aber am nächsten Morgen schon wieder hin, weil das Wasser unterschiedlich schnell verdunstete. Außerdem brauchten wir die Reagenzgläser.

Wenn Großväter mit ihren Enkeln auf meine Wanderungen mitgehen, wird meist hinterher aus Knöterich eine Panflöte gebaut, indem diese dann verschieden lange Stängelstücke schneiden und sie „stimmen“. Dazu ist allerdings Musikalität erforderlich sowie einiges an Fingerspitzengefühl, denn ein Millimeter mehr oder weniger wirkt sich eventuell für musikalische Ohren schon verheerend aus. Danke mal eben an den Knöterich, dass er so üppig wächst und dass er ohne Ende Stängelstücke zum Ausprobieren nachliefert! Die Öko-Vuvuzela ist (im Gegensatz zur Reagenzglas-Panflöte) was fürs Leben, da die Aststücke braun vertrocknen und sich dann nicht mehr verstimmen. Damit hätten wir hier für die Kinder schon mal ein spannendes Öko-Spielzeug.

 

Abb. Knöterich-Flöten vom Ruhrufer

 Bei einer meiner Kräuter-Wanderungen habe ich den „alten Knappen“ beim Knappentag der Zeche Nachtigall in Witten ein paar solche Flöten geschenkt. Ich hatte für diesen Event extra lange Flöten mit tiefen sonoren Tönen geschnitten, und im Wittener Ruhrtal hörte man  den ganzen Tag, wie viel Spaß sie damit hatten.  

 

Ursprünglich hatte man den Knöterich um 1823 als Zierpflanze nach Europa geholt. Das kann ich gut verstehen, denn mit seinen elfenbeinfarbenen überhängenden zarten Blütenrispen und der besonderen Blattform ist er doch eine Schönheit!  

 

Abb. Schönheit am Ruhrufer

 Außerdem hatte man sich gedacht, dass diese schnell wachsende Pflanze eine ideale Grundlage für die Viehfütterung darstellte. Allerdings mochten die Kühe und Hirsche ihn nicht. Ich vermute, dass er ihnen einfach zu sauer ist. Das sind unsere heimischen Tiere nun nicht gewöhnt, und bis heute haben sie ihre Meinung dazu nicht geändert.  

Ein deutsches Tier gibt es allerdings, welches diesen Knöterich toll findet: die Biene.  Knöterich-Honig schmeckt wie Buchweizenhonig.     

Wenn man im Frühling an den Stellen steht, an denen er im letzten Jahr noch üppig wuchs, denkt man, der  Winter hätte ihm den Rest gegeben.  Nicht ein Blättchen ist im April zu sehen.  

Das war allerdings nur vorgetäuscht …Er zeigt sich spät, aber dann richtig! Ab Mai schafft er einen Zuwachs von 10 – 30 cm pro Tag! Man kann daneben  stehen und ihm beim Wachsen zusehen! Dies ist die typische asiatische Leistungsfähigkeit. Die kennen wir ja ähnlich schon von Drüsigen Springkraut und von der Herkulesstaude, die ebenfalls den asiatischen Geist in sich tragen. Innerhalb weniger Tage wird aus dem gärtnerischen Nichts eine hübsche üppige Strauchlandschaft.  

Hinsichtlich der Idee einer essbaren Stadt finde ich: Er ist DAS GOURMETKRAUT! Das wussten Sie noch nicht?  

Im Mai sollten Sie einmal die Stängel probieren: Mit einem scharfen Messer Stücke schneiden, wie beim Rhabarber die äußerste rötliche Haut dünn abschälen und beherzt hineinbeißen. Für die „Verpimpelten“ kann ich tröstend sagen: „Sauer macht lustig!“  

Mein bestes Geschmackserlebnis war ein Schokopudding mit von mir frisch gesammelten und in kleine Ringe geschnittenen Knöterichstückchen. Der Pudding war eine Augenweide, denn ich habe ihn theatralisch Mandala-mäßig belegt und die frische Säure machte dieses Gericht dann zu einem 7-Sterne-Erlebnis. Guten Appetit!

 

Abb. Schokopudding mit Knöterich-Ringlein und Knöterich-Blattspitzen

 

Für Menschen, die gerne backen oder kochen: Diese frischen Stängel, geschält und ohne die Knoten, kann man wie Rhabarber verwenden. Ich höre von Teilnehmern, die daraus Kuchen und Mus machen und von den Verwandten dann hören „Viel zarter als Rhabarber, Köstlich“. Bei einigen fällt es seitdem in die Rubrik  „Möchte nie mehr was anderes essen“. Ich habe ihn schon auf Pizza gegessen, oder die halbierten Stängelstücke gefüllt mit Schafskäse und im Bakofen überbacken, ich habe ihn in den Smoothie gegeben und mich über die fruchtig-saure Note gefreut, ich knabbere ihn unterwegs einfach so.

 

Knöterich-Torte

  

Auch die ganz jungen Triebe mit ihren frischen, zarten, saftigen, eingerollten Blättchen schmecken köstlich. Wenn Sie den Geschmack von Sauerampfer aus Ihrer Jugend kennen, können Sie sich ungefähr die Geschmacksnote vorstellen. Die japanischen Kinder essen ihn wie unsere Kinder den Sauerampfer, was an sich kein Wunder ist, denn beide (Pflanzen) sind nahe miteinander verwandt!

Ich liebe sie bei meinen Spaziergängen als Knabberei am Wegesrand, allerdings nur solange sie noch ganz zart und jung sind.

Wenn Sie nun immer noch nicht ganz mit der üppigen japanischen Wuchskraft versöhnt sind und das alte Feindbild in sich tragen, möchte ich Ihnen weitere sensationelle Eigenschaften des Krautes mitteilen. Er könnte eine aufregend gute Heilpflanze für uns sein. Wolf Dieter Storl hat in seinem Buch über natürliche Borreliose-Heilung zusammengetragen, wozu man diesen Knöterich in Asien benutzt, und die Breite der Heilwirkungen scheint mir überwältigend.  Allerdings ist die Zubereitung der Medizin recht aufwändig. Man muss die Rhizome ausgraben, säubern, trocknen und mahlen. Das Pulver wird dann 20 Minuten gekocht, abgeschüttet und als Tee getrunken.

Ich weiß jetzt, warum sie noch nicht den Weg in unsere Drogerien und Apotheken gefunden hat. Als ich mir ein Stück ausgraben wollte, weil ich immer gerne die komplette Heilapotheke im eigenen Garten habe, wurde ich mit ungeahnten Schwierigkeiten konfrontiert.

Am Kemnader Stausee in Bochum und an der Ruhr gedeiht er in seiner üppigsten und schönsten Form. Ich machte mich also mit einem Spaten und Eimer auf den Weg, um ein winziges Stückchen auszugraben. Ich grub und stiße den Spaten in den Boden und  … NICHTS! Die Wurzel war steinhart!  

Als ich schließlich wild auf meinem Spaten rumsprang, um auch nur ein Bruchstück dieser Riesen-Wurzel abzubekommen, hatte ich schon eine kleine Menschenmenge um mich herum.  „Was macht die denn da?“, „Kann ich Ihnen vielleicht helfen?“ oder „Was wollen Sie denn mit diesem schrecklichen Unkraut?“ Nun, in Wahrhiet ist diese immer mein Trick, wenn ich mich gerade einsam fühle. Ich kann Ihnen versichern: Diese Methode ist 100 % verlässlich! Spätestens nach einer Minute spricht Sie jemand an … Falls Sie also unter Einsamkeit oder Kontaktarmut leiden, graben Sie doch einfach mal an einer stark frequentierten Stelle eine Knöterichwurzel aus, vielleicht lernen Sie dabei noch den Partner Ihres Lebens kennen!  

Das Ende vom Lied: Mir war nicht zu helfen. Ich bin dann nächstes Mal (heimlich abends) mit einer Säge wiedergekommen, habe ein Stückchen abgesägt und mit nach Hause genommen. Einen Teil habe ich klein geschnitten zum Trocknen und späteren Mahlen für das Allheilmittel.

Staudenknöterich soll gegen Viren helfen, was ich schon mal wunderbar finde, da wir gegen Viren ja noch nie wirklich viele Mittel hatten. Er soll gegen Bakterien helfen, was ich noch besser finde im Zuge einer wachsenden Zahl von Keimen, die resistent gegen Antibiotika sind. Er soll auch noch genau gegen die wirken, die schon  nicht mehr auf Antibiotika reagieren, nämlich zum Beispiel die typischen Eitererreger Staphylokokken und Streptokokken, von denen es ja in den Krankenhäusern diese multiresistenten gibt wie MRSA und Co.

In diesem Zusammenhang wirkt er wohl auch gegen Borrelien, die nach einem Zeckenbiss die Borreliose hervorrufen können. Außerdem ist er pilzhemmend und damit geruchlich (zusammen mit Springkrautblüten)  besser als die Knobi-Variante im Schuh.   

Des weiteren scheint er ein Heilmittel für Herzpatienten zu sein, da es den Blutdruck und den Cholesterinspiegel senken soll. Ein  Allheilmittel für genau unsere „Zivilisations-Krankheiten“.  

Neuerdings hat man sogar noch Resveratrol in ihm gefunden, einen Super-Inhaltsstoff gegen Krebs. Die Wunderdroge also? Höchste Zeit, dass wir diese überall so üppig wachsende Pflanze mit freundlicheren Gedanken ansehen.  

   

Heilmittel aus Knöterich

Ein Rezept aus dem Buch von Wolf-Dieter Storl „Borreliose natürlich heilen“: Die Wurzel wird im Spätherbst oder Frühling ausgegraben, getrocknet und zu Pulver verrieben. Man lässt das Pulver 20 Minuten in Wasser köcheln, dann seiht man ab und trinkt mehrere Tassen davon über den Tag verteilt.  Tagesdosis des verwendeten Pulvers soll nicht mehr als 9 – 30 g sein. Nebenwirkungen sind kaum zu erwarten.

 

Für Gartenliebhaber hat unser Knöterich noch ein besonderes Geschenk. Wenn Sie aus den Blättern Tee machen, können Sie mit diesem Tee Pflanzenpilze abwehren, denn der hilft gegen Mehltau, Krautfäule an den Tomaten und Grauschimmel bei Paprika. Diese Pflanze ist doch wirklich ein Schätzchen!

Trotz aller tollen Eigenschaften kann ich nicht verhehlen, dass sein unbegrenztes schnelles Wachstum auch mir manchmal Angst macht. Zeigt er doch auch, was an den Standorten geschieht, wo ihm niemand Einhalt gebietet: Es wächst nichts anderes mehr. Wenn wir uns auf der Erde mit unserem Wachstum auch so ausbreiten, brauchen wir bald mehrere Erden ... Will er uns das zeigen? Als ursprünglich aus China/Japan stammend, wo momentan das größte Wachstum stattfindet?

In Nordrhein-Westfalen wird er, im Gegensatz zu manch anderen Bundesländern, oft toleriert. Mit mehrmaligem Mähen im Jahr, von den Rändern her, lassen sich die Bestände einigermaßen im Zaum halten. An den Autobahnen wird er allerdings auch oft mit Round-Up selektiv vergiftet. Wer einmal bis zu seinen Wurzeln gegraben hat, weiß allerdings, dass er ein Stehaufmännchen ist … Da könnte man sich das Gift auch sparen …

 

Immer eine imposante Erscheinung

 

 Liebeslaube? Architektentrost? Gestaltungselement für Gärten? Kinderversteck? …